14.06.2022

Heute war es zur Abwechslung einmal halbwegs schön und angenehm warm. West-Belfast war angesagt, fußläufig – wie alles in dieser Stadt – leicht zu erreichen. Zuerst ging es zum „Crumlin Road Gaol“, einem ehemaligen Gefängnis. „The Crum“ wurde 1846 eröffnet und im Jahr 1996 geschlossen. Ursprünglich für rund 500 Gefangene gebaut, waren aber meist deutlich mehr Personen inhaftiert. Zwischen 1901 und 1961 wurden innerhalb der Mauern dieses Gebäudes 17 Gefangene durch den Strang hingerichtet. Gruselig, wenn man durch das Gebäude streift, die einzelnen Zellen sieht, Kommentare ehemaliger Insassen hört und letztendlich im Exekutionsraum ankommt. Heute dient das Gefängnis eben als Touristenattraktion, in dem auch Konzerte stattfinden. Danach schlenderten wir durch die Wohnsiedlungen der Falls-Road, wo überwiegend katholische, republikanisch (pro irisch) eingestellte Menschen leben. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Shankhill-Viertel, das protestantisch und unionistisch (pro britisch) geprägt ist. Die Zäune, die diese beiden Viertel voneinander trennen, nennt man „peace lines“ und sind immer noch zu sehen. In der Hochphase des nordirischen Bürgerkrieges, der sogenannten „Troubles“, wurde die britische Armee in das Falls-Viertel entsandt. Anschläge der aus diesem Konflikt entstandenen IRA waren die Folge und die Spirale der Gewalt begann sich zu drehen. Zahlreiche anklagende Bilder und Sprüche auf Hauswänden und Zäunen sprechen Bände davon. Belfast pur! Nach einem kurzen Abstecher bei der Queens-University und in der „Linen Hall Library“ haben wir im Pub „Fountain Lane“ sehr lecker gespeist. Auch heute hat uns Belfast wieder mit sehr schönen Eindrücken überrascht. Jetzt haben wir aber genug gesehen und freuen uns auf Landschaft pur an der Nordküste!